Klimapakt Best Practice: MTU München nutzt Geothermie

15.10.24

Glück auf! Ab 2025 heizt die MTU in München mit Tiefen-Geothermie

Klimafreundliche Wärmeerzeugung

Bohrplatz mit Bohrturm auf dem MTU-Gelände, 2024

Bohrplatz mit Bohrturm auf dem MTU-Gelände, 2024

Wenn im Sommer 2025 auf dem Werksgelände von MTU Aero Engines das neue Wärmeverteilzentrum mit Wärmetauschern eröffnet wird, ist dies ein Meilenstein, der die Klimabilanz des Münchner DAX-Unternehmens signifikant verbessert: Bis zu 80 Prozent der Heizenergie für den Hauptsitz in München mit seinen Büros und Werkshallen für die Produktion werden dann mit Wärmeenergie aus Tiefengeothermie versorgt.

Bis zu 10.000 Tonnen freigesetztes CO2 pro Jahr werden mit Start der neuen Anlage nicht mehr entstehen.

Damit beendet das Unternehmen die Emission von so viel CO2 aus fossilen Energieträgern wie – im Vergleich – mehr als 5000 fossil beheizte Einfamilienhäuser* nach Umrüstung auf eine CO2-neutrale Heizung vermeiden können.

 

"Neues Fachgebiet" Bergbau

Das Geothermie-Projekt hat die MTU intensiv beschäftigt. Nachdem die Planungen 2021 begannen, waren vor allem die beiden Bohrungen mit einer Länge von jeweils fast 3000 Metern, die im ersten Halbjahr 2024 erfolgten, eine für das Unternehmen völlig neue Herausforderung.

Der Triebwerkshersteller sah sich bei diesem Projekt mit Bohrlizenz, dem Auf- und Abbau von Bohrturm, Spültechnik und Bohrtechnologie erstmalig im Bereich Bergbau unterwegs.

Wichtige Etappe erreicht

Projektleitung Geothermie MTU

„Wir waren alle sehr angespannt nach den intensiven und sorgfältigen Vorbereitungen, ob wir dort unten das finden, was wir erwartet haben. Deshalb war es ein bedeutendes Ereignis, als wir Ende März 2024 beim ersten Versuch das Themalwasser aus rund zwei Kilometern Tiefe an die Oberfläche mit einer sehr guten Ergiebigkeit pumpen konnten“.

Stefan Lange, Projektleiter

Eigenständiges Unternehmensprojekt

Auch wenn die neue Geothermie-Anlage in der Gesamtschau nur ein lokales Puzzleteil der Klimastrategie des Konzerns ausmacht**, ist dies eines, das ein sehr aktuelles Problem löst: zuverlässig vorhandene, emissionsfreie Wärme. Zum anderen ist es im Hinblick auf Planung, Umsetzung und Investition im Unternehmensvergleich derzeit ein Pionierprojekt, denn die MTU stellt die selbst realisierte Geothermie-Anlage bis zum Sommer 2025 fertig.

Eine Reihe weiterer, energieintensiver Herstellerfirmen sind mit Geothermie-Vorhaben unterwegs. Entsprechend interessiert zeigten sich auch die am Klimapakt 3 teilnehmenden Unternehmen, als MTU-Projektleiter Stefan Lange das Projekt kürzlich im Rahmen von einem Fachworkshop vorstellte.

Dabei sind die lokalen Voraussetzungen zwischen Donau und Alpen, mit heißem Thermalwasser im Molassebecken in München in einer Tiefe von 2000 Metern sehr gut. Bisher haben dies aber vorrangig Energieversorger unter Beweis gestellt – wie etwa die SWM, die mittlerweile sechs Anlagen in und um München betreiben.

So ist die Anlage aufgestellt

Nun ist bestätigt: Das Projekt wird die Erwartungen erfüllen. Die Bohrung bringt über 100 Liter Wasser pro Sekunde, mit 72°C. Laut Berechnung soll sich die Investition – laut MTU ein zweistelliger Millionenbetrag*** – in den nächsten sieben Jahren amortisieren.

Während die Förderbohrung, die das Wasser zu Tage fördert, unter der A99 und bis fast an den  Rangierbahnhof in Allach verläuft, wird das Wasser rund 1750 Meter entfernt unter der Gemeinde Karlsfeld, ebenfalls in einer Tiefe von mehr als 2000 Metern, wieder in die Molasseschicht zurückgeführt.

Zur Information der Bürger*innen vor Ort und auch der eigenen Mitarbeiter hat die MTU ein umfangreiches Logbuch mit Erklärungen geführt und die spannende Geschichte der Bohrungen festgehalten. 

-------------------------------------

 

Geothermie bei MTU: Bohrungen und Verlauf der Leitungen zwischen Karlsfeld und München-Allach (zur Vergrößerung anklicken)

* Als Vergleichsrechner diente das Tool des Umweltbundesamtes: Einfamilienhaus ca. 100 m2 mit 4 Personen und Dachdämmung, Baujahr unbekannt, mit fossil betriebener Zentralheizung: CO2-Ausstoß rund 1,9 t/Jahr.

** Mehr zur betrieblichen Klimastrategie ecoRoadmap der MTU und den Energie-Kennzahlen in Scope 1 und Scope 2.

*** Nach Angaben von MTU wurde für das Projekt auch staatliche Förderung beantragt.

Video-Rückblick zur Tiefenbohrung

"Geothermal energy: The next milestone"

Video "Geothermal energy: The next milestone " von MTU (1:14 min)

Video auf YouTube ansehen

Von dem 43 Meter hohen und 500 Tonnen schweren blauen Turm, der von Ende 2023 bis Mitte 2024 das Geothermieprojekt auf dem MTU-Gelände in München sichtbar verkörperte, ist nichts mehr übrig. Gemeinsam mit erfahrenen Partnern konnte die Bohrphase pünktlich und störungsfrei abgeschlossen werden.

MTU Aero Engines beim Klimapakt Münchner Wirtschaft

Der Klimapakt Münchner Wirtschaft ist eine Initiative der Stadt München mit Großunternehmen in München, die zur Klimaneutralität der Stadt bis 2035 beitragen wollen. Aktuell läuft die dritte Projektphase bis Ende 2025 mit 16 Münchner Großunternehmen.

Die MTU Aero Engines AG war von Anfang an dabei, um neben ihrer globalen Klimastrategie auch konkret die lokalen Klimaziele in München zu unterstützen.

Stand 2020 verantwortete der Sektor Wirtschaft knapp die Hälfte der Treibhausgas­emissionen Münchens und ist daher ein entscheidender Akteur auf dem Weg zur Klimaneutralität.

munich business unter­stützt daher Münchens Betriebe und Unternehmen mit Informations- und Beratungsangeboten, Förderprogrammen und starken Netzwerken wie ÖKOPROFIT und dem Klimapakt Münchner Wirtschaft.

Sie möchten mehr erfahren?

Kontakte